Die wichtigsten Infos rund um Zinsrisiken

Die wichtigsten Infos rund um Zinsrisiken 

Im Allgemeinen gelten festverzinsliche Wertpapiere als sichere Geldanlage, doch auch sie sind vor negativen Auswirkungen aufgrund von Zinsrisiken nicht geschützt. Die Zinsen für festverzinsliche Wertpapiere sind seit Jahresbeginn 2010 gesunken. 

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Wer sein Kapital zu Jahresbeginn in solche Anlagen investiert hat, kann sich also über Kursgewinne freuen. Für viele stellt sich aber die Frage, wie sich solche Kursschwankungen erklären und was es mit den Zinsrisiken überhaupt auf sich hat. 

Hier daher die wichtigsten Infos rund um Zinsrisiken
auch für den Laien verständlich erklärt:

Zinsrisiken und die Entwicklung des Marktzinses

Im Grunde genommen sind festverzinsliche Wertpapiere mit Krediten vergleichbar, denn sie haben eine fest vereinbarte Laufzeit und einen festgelegten Zinssatz, der als Kupon bezeichnet wird. Zum Ende der Laufzeit wird der Nominalwert des Wertpapiers, der in aller Regel einem Kurs von 100 entspricht, zurückgezahlt. 

Im Gegensatz zu Krediten können Wertpapiere aber während der gesamten Laufzeit gehandelt werden, sofern für das Wertpapier Angebot und Nachfrage vorhanden sind. Der Kurs, zu dem Wertpapiere ge- und verkauft werden können, wird von mehreren Faktoren bestimmt. Zu den wichtigen Faktoren in diesem Zusammenhang gehört das Zinsrisiko. Das Zinsrisiko entsteht, weil der Zinssatz des Wertpapiers für die gesamte Laufzeit fest vereinbart ist, während der Marktzins, also der Zins, der am Markt verlangt wird, ständigen Änderungen unterliegt. 

Für den Anleger, der seine Wertpapiere bis zum Ende der Laufzeit hält, bedeutet Zinsrisiko in diesem Zusammenhang, dass er nicht davon profitiert, wenn die Zinsen steigen. Gleichzeitig ist seine Anlage aber auch geschützt, wenn die Zinsen während der Laufzeit sinken.

Verkauft der Anleger hingegen seine Anlage vorzeitig, kann er sowohl Kursgewinne als auch Kursverluste erzielen. Die Änderungen der Kurse sind eine Folge von den Entwicklungen der Marktzinsen. Sind die Marktzinsen niedriger als sie zum Zeitpunkt des Kaufes waren, fällt der Kurs der Anlage höher aus. 

Sind die Zinsen jedoch zwischenzeitlich gestiegen, sinkt der Kurs.

Dieses Verhältnis zwischen Kurswert und Zinsniveau lässt sich folgendermaßen erklären. Wenn ein Anleger in ein festverzinsliches Wertpapier investiert, geht er von sicher kalkulierbaren Zahlungen aus, die aus den regelmäßigen Kuponzahlungen und der Rückzahlung des Anlagebetrages am Ende der Laufzeit bestehen. Möchte der Anleger seine Anlage aber vorzeitig verkaufen, muss er dies zum aktuellen Marktzinssatz tun. 

Ist der aktuelle Marktzinssatz höher als der Zinssatz der Anlage, sinkt der Verkaufspreis, denn auf diese Weise wird der Käufer dafür entschädigt, dass seine Kuponzahlungen unter dem Marktzinssatz liegen. Ist der aktuelle Marktzinssatz jedoch niedriger als der Zinssatz der Anlage, kann der Verkäufer einen höheren Preis fordern. 

Dies liegt daran, dass der Käufer auf dem aktuellen Markt ansonsten nur Anlagen kaufen könnte, die geringere Zahlungsströme bringen. Für einen Anleger, der in festverzinsliche Wertpapiere investiert hat und diese verkaufen möchte, sind steigende Zinsen somit ungünstig und in aller Regel fallen die Kursverluste umso deutlicher aus, je länger die Restlaufzeit des Wertpapiers ist.

Die Zinsentwicklung im Zusammenhang mit Konjunktur und Inflation

Ein wichtiger Faktor, der die Entwicklungen der Zinsen beeinflusst, ist die Inflationserwartung. Gehen die Marktteilnehmer von einer steigenden Inflation aus, fallen die Kurse und die Zinsen steigen. In aller Regel ist es dabei so, dass das Inflationsrisiko zusammen mit einem Konjunkturaufschwung steigt, während es bei einem Konjunkturabschwung sinkt. 

Die Europäische Zentralbank versucht entgegenzusteuern, indem sie die Leitzinsen anhebt, wenn sie eine steigende Inflation erwartet. Auf diese Weise sollen vorschnelle Kreditvergaben und damit unüberlegte Konjunkturbelebungen verhindert werden. Da die Zinsen stärker von den Leitzinsen beeinflusst werden, steigen sie bei kurzen Laufzeiten schneller an, was bei kurzfristigen Wertpapieren zu Verlusten führt. 

Gehen die Marktteilnehmer davon aus, dass das Inflationsrisiko durch die Maßnahmen der Europäischen Zentralbank tatsächlich sinkt, bleiben die Zinsen bei langen Laufzeiten üblicherweise gleich oder sinken sogar. Dies führt zu einer flacheren Zinskurve und gleichzeitig zu Gewinnen bei langfristigen Wertpapieren. 

Vertrauen die Marktteilnehmer jedoch nicht in die Maßnahmen der Europäischen Zentralbank und gegen sie nach wie vor von einer steigenden Inflation aus, steigen auch die Zinsen bei langfristigen Wertpapieren und auch diese Kurse fallen.    

Mögliche Anlagen bei steigenden Zinsen

 

Gehen Anleger davon aus, dass das Inflationsrisiko und damit auch die Zinsen steigen werden, bieten sich für sie insbesondere folgende Anlagen an:

·         Kurzfristige festverzinsliche Wertpapiere. 

Solche Anlagen, die üblicherweise eine Laufzeit zwischen einem und drei Jahren haben, unterliegen geringeren Kursschwankungen als langfristige Anlagen. Steigen die Zinsen während der Laufzeit, drohen zwar auch hier Verluste. Diese werden aber dadurch abgemildert, dass sich die erwartete Rückzahlung zum Ende der Laufzeit gegen 100 bewegt. Liegt der Kaufpreis der Anlage also unter oder nahe an 100, sollte die Laufzeit möglichst kurz sein. 

·         Tagesanleihen der Finanzagentur des Bundes. 

Bei diesen Anlagen wird der Kupon taggenau angepasst. Für den Anleger bedeutet das, dass er an allen Änderungen der Marktzinsen beteiligt ist, sowohl an Steigerungen als auch an Senkungen. 

·         Floating Rate Notes. 

Auch hier wird der Kupon regelmäßig an die Marktzinsen angepasst. Zudem schwanken die Kurse nur minimal und der Anleger profitiert von Anhebungen der Leitzinsen durch die Europäische Zentralbank, muss aber genauso auch mit Verlusten bei fallenden Zinsen rechnen. Als Floating Rate Notes gibt es Unternehmensanleihen und Pfandbriefe.

·         Inflationsindexierte Anleihen. 

Bei dieser Anlagevariante wird der Kupon an die aktuelle Entwicklung der Inflation angepasst. Die regelmäßigen Anpassungen führen zu nur geringfügigen Kursschwankungen, allerdings haben solche Anleihen üblicherweise sehr lange Laufzeiten.

·      Geldmarktfonds. 

Diese Investmentfonds investieren das Kapital der Anleger in unterschiedliche Geldmarktpapiere. Für den Anleger stellt die daraus resultierende Risikostreuung den wichtigsten Vorteil dar.

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