4 aktuelle Fragen zum digitalen Euro

4 aktuelle Fragen zum digitalen Euro

Überweisungen, Lastschriften und andere Zahlungen online auszuführen, ist inzwischen ein alter Hut. Auch bargeldlose Zahlungen per Karte oder App sind nichts Neues mehr. Und Kryptowährungen wie der Bitcoin etablieren sich zunehmend als Zahlungsmittel. Doch geplant ist, dass der Euro ebenfalls digital wird. Nur: Wann soll es so weit sein? Und was soll es bringen?

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4 aktuelle Fragen zum digitalen Euro

Wir beantworten vier aktuelle Fragen zum digitalen Euro!:

  1. Was genau ist der digitale Euro?

Als elektronische Form von Bargeld soll der Euro ein Zahlungsmittel mit allgemeiner Gültigkeit werden. Er soll es ermöglichen, innerhalb der Eurozone digitale Zahlungen zu leisten, und das beim Onlineshopping und im Geschäft vor Ort genauso wie beim Senden von Geld an Freunde und Familienmitglieder. Einmalzahlungen sollen ebenso funktionieren wie wiederkehrende Zahlungen.

Dabei ist der digitale Euro aber nicht als Ersatz für Bargeld, sondern als Erweiterung gedacht. Bereits vorhandene digitale Bezahlsysteme sollen ebenfalls weiterhin erhalten bleiben.

So jedenfalls steht es in den Papieren, die das Konzept der Europäischen Zentralbank (EZB) beschreiben. Vorgesehen ist auch, dass der digitale Euro in Bargeld umgetauscht werden kann.

Alle Zahlungen, egal wo und wie sie stattfinden, erfolgen in Echtzeit. Die technische Umsetzung ist aber noch nicht fertig. Denkbar ist, dass es eine App für die ganze Eurozone geben wird. Eine andere Möglichkeit können Apps von Banken oder digitale Geldbörsen sein. Der Nutzer muss aber nicht ständig online sein.

Die Pläne der EZB beinhalten außerdem eine physische Karte, ähnlich wie eine Guthabenkarte bei einem Anbieter oder eine aufladbare Kreditkarte.

Sie ist für Personen gedacht, die zwar den digitalen Euro nutzen möchten, dabei aber kein Handy oder anderes Endgerät verwenden wollen.

  1. Was soll der digitale Euro dem Nutzer bringen?

Wer in der Eurozone lebt, soll den digitalen Euro kostenlos nutzen können. Ob er dauerhaft oder nur vorübergehend hier wohnt, spielt keine Rolle. Ist der Nutzer außerhalb der Eurozone unterwegs, soll er über entsprechende Dienstleister auf die digitale Währung zugreifen können.

Die Vorschriften zur Akzeptanz, die dem digitalen Euro den Rang als gesetzliches Zahlungsmittel zuweisen, werden gesetzlich geregelt. Der Umfang der Vorschriften wird sich zeigen. Möglicherweise ergeben sich ähnliche Hürden wie bei Zahlungen mit der Kreditkarte oder der Girocard.

Die Folge davon könnte sein, dass der digitale Euro zum Beispiel in kleinen Läden gar nicht oder erst ab einem bestimmten Betrag eingesetzt werden kann. Auch Privatpersonen werden möglicherweise von der Pflicht ausgenommen, den digitalen Euro anzunehmen.

Die Privatsphäre soll grundsätzlich, vor allem aber bei Zahlungen ohne Internetverbindung erhalten bleiben. Persönliche Informationen werden den Plänen zufolge weder an die EZB weitergegeben noch gespeichert.

Online-Zahlungen können aber nachverfolgt werden. Das ist notwendig, damit Banken auf Betrugsfälle, Geldwäsche und andere Straftaten reagieren können.

Für den einzelnen Nutzer ergibt sich durch den digitalen Euro eine neue Zahlungsmöglichkeit. Er braucht keine Kreditkarte mehr, um Onlinekäufe zu bezahlen, und muss keine Drittanbieter nutzen, um Geld an Freunde zu schicken. Auch ein Girokonto soll nicht notwendig sein, um die digitale Währung verwenden zu können.

Eine auf den digitalen Euro ausgerichtete Karte könnte zum Beispiel sicherstellen, dass Personen ohne festen Wohnsitz oder Asylsuchende digital bezahlen können.

Gewinne durch Zinsen für Guthaben wird es mit dem digitalen Euro hingegen nicht geben. Denn er versteht sich nicht als Anlageobjekt. Stattdessen soll er genauso funktionieren wie das Bargeld, das sich im Geldbeutel oder Sparschwein befindet.

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  1. Was hat Europa vom digitalen Euro?

Die EU erhofft sich vom digitalen Euro mehr Unabhängigkeit von anderen Zahlungsdienstleistern, die überwiegend in den USA sitzen.

Sanktionieren die USA zum Beispiel ein Land oder ein Unternehmen und möchte die EU diese Sanktionen nicht mittragen, würde der digitale Euro die EU politisch stärken.

Gleiches gilt, wenn amerikanische Anbieter Zahlungen wegen gesetzlicher oder interner Vorgaben einschränken oder die USA europäischen Kunden den Zugang zu amerikanischen Anbietern sogar komplett verweigern. Dann wäre die Eurozone durch die eigene digitale Währung unabhängig.

Ein weiterer Effekt kann sein, dass der digitale Euro die Konkurrenz zwischen den Anbietern von Zahlungsmitteln ankurbelt. Das kann zur Entwicklung neuer Technologien und zu günstigeren Preisen für Händler führen. Voraussetzung dafür ist aber, dass sich der Digitaleuro bei den Händlern durchsetzt.

Ein Ziel ist auch, dass der digitale Euro Hürden zwischen den Ländern abbaut. Derzeit existieren in Europa verschiedene digitale Bezahlmöglichkeiten. In einigen Staaten werden die landeseigenen Zahlungssysteme gut angekommen. So sind zum Beispiel in Skandinavien digitale Zahlungen gang und gäbe.

In anderen Ländern sind die Zahlungsoptionen weniger verbreitet oder stoßen eher auf Skepsis. Dazu gehört auch Deutschland.

Und grenzüberschreitend funktionieren die meisten Zahlmethoden ohnehin nicht. Der digitale Euro würde eine Bezahlmöglichkeit schaffen, die in der gesamten Eurozone in gleicher Form nutzbar wäre.

Neben der Eurozone wird auch in anderen Währungsräumen an digitalem Geld gearbeitet. China zum Beispiel setzt den E-Yuan ein, Schweden plant die E-Krone. Die EZB und die EU-Kommission sind vor diesem Hintergrund der Ansicht, dass der digitale Euro für die Eurozone wichtig ist, um sich auf dem Weltmarkt zu positionieren.

  1. Wann wird es den digitalen Euro geben?

Im November 2023 hat eine Vorbereitungsphase begonnen. Der erste Teil der Vorbereitung dauert zwei Jahre. Anschließend wird über den zweiten Teil der Vorbereitung entschieden.

Dabei kommt zum Tragen, wie weit die Gesetzgebung ist und zu welchen Ergebnissen Tests und Befragungen von Marktteilnehmern wie Banken, Zahlungsdienstleistern und Händlern geführt haben. Auch Verbraucherverbände und die Verbraucher selbst werden eine Rolle spielen.

Im Zuge der Vorbereitungsphasen müssen einige Fragen geklärt werden. Darunter zum Beispiel:

  • Wie hoch ist das Haltelimit, wie viel Geld darf jemand also maximal in Form von digitalen Euros haben?

  • Wie hoch ist der maximale Betrag bei einer Zahlung mit dem digitalen Euro?

  • Unterscheiden sich die Limits bei Bezahlvorgängen mit und ohne Internetverbindung?

  • Wie anonym soll der digitale Euro sein?

  • Wie soll die genaue Funktionsweise des Kontos und der Karte für den digitalen Euro aussehen?

  • Welche Technologie kommt für den digitalen Euro zum Einsatz?

Bis der digitale Euro tatsächlich eingeführt wird, wird noch einige Zeit vergehen. Realistisch ist, dass Zahlungen mit dem digitalen Euro ab ungefähr 2027/2028 möglich sein werden.

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