Der Traum vom Eigenheim – die Argumente Contra

Der Traum vom Eigenheim – 2.Teil: die Argumente Contra 

Im ersten Teil dieses Artikels ging es um die Vorteile, die eine selbstgenutzte Immobilie bietet. Tatsächlich gibt es auch gute Gründe, die dafür sprechen, sich den Traum vom Eigenheim zu erfüllen.

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So ist eine Immobilie eine solide Geldanlage und ein greifbarer Sachwert, der einen hohen emotionalen Wert hat und sowohl finanzielle Sicherheit im Alter als auch Planungssicherheit bietet.  Aber dies ist eben nur die eine Seite. Auf der anderen Seite stehen handfeste Gründe, die gegen den Immobilienkauf sprechen. 

Diese Argumente Contra Eigenheim nennt dieser 2. Teil der Übersicht:  

Es gibt keine Garantie für die Wertbeständigkeit oder gar eine Wertsteigerung.

Eine Immobilie gilt als solide Geldanlage und es ist tatsächlich höchst unwahrscheinlich, dass Haus und Grundstück plötzlich gar nichts mehr wert sind. Die Gefahr eines Totalverlustes des investierten Kapitals ist also praktisch ausgeschlossen. 

Im Umkehrschluss heißt das aber nicht, dass das Eigenheim automatisch seinen Wert behält oder gar im Wert steigt. In größeren Städten und einigen Ballungsgebieten wird vermutlich auch in den kommenden Jahren eine große Nachfrage nach Wohnraum bestehen, so dass durchaus davon auszugehen ist, dass die Immobilien- und Mietpreise dort stabil bleiben oder steigen werden. In den ländlichen Gegenden ist dies jedoch eher unwahrscheinlich. 

Dies liegt allein schon daran, dass die Menschen immer älter werden, im Alter aber Arzt, Supermarkt, Apotheke, Bank, Post und andere alltägliche Einrichtungen in ihrer Nähe brauchen. Zudem wird nicht jeder Senior in der Lage sein, ein großes Haus alleine zu bewirtschaften und zu unterhalten, sondern stattdessen eben lieber in die Stadt ziehen wollen. 

Ähnlich dürfte es bei Familien aussehen, die angesichts steigender Kosten nicht unbedingt lange Fahrten zur Arbeit, in die Schule und zum Einkaufen in Kauf nehmen werden wollen. Hinzu kommt, dass eine Immobilie nur dann ihren Wert behält oder erhöht, wenn sie in Schuss gehalten wird, was wiederum konstant Investitionen erfordert.

Wer das Eigenheim später einmal verkaufen muss oder möchte, sollte sich also im Klaren darüber sein, dass er möglicher deutlich weniger Geld dafür bekommt als gedacht und schlimmstenfalls auch gar keinen Käufer findet.  

Eine Immobilie kostet oft mehr, als es zunächst scheint.

Selbst wenn der Immobilienkäufer sein Eigenheim zu einem Preis bekommt, der dem tatsächlichen Wert entspricht oder sogar darunter liegt, bezahlt er unterm Strich deutlich mehr. Durch die Zinsen über die vielen Jahre, die eine Baufinanzierung üblicherweise läuft, können aus einer Kreditsumme von beispielsweise 200.000 Euro nämlich schnell 300.000 Euro oder mehr werden. 

Ob das Eigenheim eine solche Wertsteigerung hinlegt, dass der Besitzer im Fall eines Verkaufs seine gesamten Kosten wieder zurückbekommt, ist fraglich. Zudem sind die Darlehensraten nicht die einzigen Kosten, die gestemmt werden müssen. Hinzu kommen nämlich unter anderem noch die Notarkosten, die Gebühren für den Grundbucheintrag, Steuern und gleich oder zumindest später Reparaturkosten. 

Auch das gerne genannte Argument, dass der Immobilienbesitzer andernfalls schließlich jahrzehntelang Miete bezahlt hätte, geht nicht immer auf. Rechnet er nämlich aus, wie hoch die Mietzahlungen gewesen wären, und stellt er diese Summe dem Geld gegenüber, das ihn sein Haus alles in allem gekostet hat und laufend kostet, ist er mit dem Eigenheim eher selten tatsächlich bessergestellt.

Der Immobilienbesitzer muss alle Kosten selbst tragen.

Geht ein Fenster oder eine Tür kaputt, fällt die Heizung aus, ist der Abfluss verstopft oder hat das Dach Schaden genommen, kann sich der Mieter an seinen Vermieter wenden. Er ist dafür zuständig, dass die Mängel behoben werden. Bei einem Eigenheimbesitzer ist das anders.

Egal ob die Regenrinne Löcher hat, ein Wasserhahn ausgetauscht werden muss oder die Fassade einen neuen Anstrich vertragen könnte, der Eigenheimbesitzer muss alle Reparaturmaßnahmen selbst veranlassen und auch selbst bezahlen. 

Daran ändert sich nichts. Ist das Haus abbezahlt, fallen zwar die Kreditraten weg, aber spätestens dann stehen meist auch größere Modernisierungs- und Sanierungsmaßnahmen an. Diese wiederum können ein tiefes Loch in der Kasse hinterlassen. Verzichtet der Eigenheimbesitzer hingegen auf die Arbeiten, riskiert er, dass seine Immobilie deutlich an Wert verliert.  

Bei einer Immobilie als Geldanlage erfolgt keinerlei Risikostreuung.

Eine Grundregel in Sachen Geldanlage lautet, dass immer eine Risikostreuung erfolgen sollte, um mögliche Verluste wieder auffangen zu können. Bei einem Immobilienkauf geschieht jedoch genau das Gegenteil, denn das gesamte Kapital wird in das Eigenheim gesteckt.

Für andere Anlageprodukte bleibt meist nichts mehr übrig und selbst wenn, so möchten viele Eigenheimbesitzer verständlicherweise zunächst einmal das Haus abbezahlen, bevor sie an Rücklagen für schlechte Zeiten oder fürs Alters denken. 

Wenn nun aber etwas passiert und kurzfristig ein größerer Geldbetrag notwendig wird, ist das gesamte Kapital im Haus gebunden. Das Geld wäre also theoretisch da, kann aber nicht abgerufen werden. Also wird der Immobilienbesitzer gezwungen sein, einen weiteren Kredit aufzunehmen, wodurch der Schuldenberg wieder wächst. Je nach Höhe der Restschulden kann es zudem sein, dass der Zusatzkredit sehr teuer wird oder die Bank ihn gar verweigert. 

Bleibt dem Eigenheimbesitzer gar nichts anderes mehr übrig und muss er die Immobilie schlimmstenfalls sogar unter Wert verkaufen, kann er die Verluste praktisch nicht ausgleichen. Natürlich wünscht sich niemand eine solche Situation. Aber das Leben hält manchmal sehr unschöne Überraschungen bereit, die letztlich jeden treffen können.

So reicht es schon aus, den Job zu verlieren, länger krankheitsbedingt auszufallen oder sich von seinem Partner zu trennen, um die einst sicher geglaubte Finanzierung gehörig ins Wanken zu bringen.   

Eine Immobilie bindet an den Standort.

Ein Eigenheim hat zweifelsohne einen hohen emotionalen Wert. Der Eigenheimbesitzer ist zurecht stolz darauf, ein gemütliches Heim für sich und seine Familie geschaffen zu haben. Aber durch das Eigenheim ist er auch an den Standort gebunden. 

Erhält er irgendwann später beispielsweise ein interessantes Jobangebot, wird er eher auf den Job verzichten, als sein Haus zu verkaufen und umzuziehen. Dies wiederum kann sich aber sowohl auf die Karriere als auch auf die wirtschaftlichen Verhältnisse nachteilig auswirken. 

Die Nachbarschaft ist ein unkalkulierbares Risiko.

Keinen Ärger mehr mit dem Vermieter zu haben, ist sicherlich ein schöner Nebeneffekt. Aber auch bei einer Immobilie kann es Stress geben, mit Behörden, mit der Bank oder mit der Nachbarschaft. Ein Mieter kann schlimmstenfalls aus- und umziehen, wenn alle Stricke reißen. Der Immobilienbesitzer kann dies nicht so ohne Weiteres.

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