5 Fragen zu Smart Contracts, Teil 2
Verglichen mit klassischen Verträgen, sind Smart Contracts eine Innovation. Verschiedene Parteien können die digitalen und intelligenten Verträge weltweit miteinander schließen. Über einen Programmcode legen die Vertragsparteien dann die vertraglichen Bedingungen und Pflichten fest. Außerdem können sie definieren, welche Aktionen automatisch stattfinden, sobald die dazugehörigen Bedingungen erfüllt sind.
Als Zahlungsmittel können neben herkömmlichen Geld auch Kryptowährungen in den Vertrag eingebettet werden. Es scheint nicht abwegig, dass Smart Contracts die Vertragsform von morgen werden könnten. Deshalb schauen wir uns die intelligenten Verträge einmal näher an und beantworten die fünf wichtigsten Fragen dazu.
Dabei haben wir in Teil 1 erklärt, was genau Smart Contracts sind und wie sie funktionieren. Hier ist Teil 2!:
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Inhalt
Welche Vorteile bieten Smart Contracts?
Gegenüber herkömmlichen Verträgen bieten Smart Contracts einige Pluspunkte. Für die Praxis sind dabei vor allem folgende Aspekte von Bedeutung:
- Zuverlässig: Bei einem korrekt programmierten Smart Contract ist nahezu ausgeschlossen, dass die Vertragsbedingungen nur schwer oder sogar falsch interpretiert werden können. Auch das Risiko, dass die Vertragsdokumente abhandenkommen, besteht nicht.
- Sicher: Kryptografische Verschlüsselungsverfahren schützen intelligente Verträge vor Hackern. Vertragliche Bedingungen, die einmal ausgehandelt und festgelegt sind, können im Nachhinein nicht mehr ohne Weiteres abgeändert werden. Zwar ist nicht gänzlich ausgeschlossen, dass Hacker den Quellcode manipulieren. Aber das Risiko ist gering.
- Effizient: Einen Smart Contract zu programmieren, geht schneller als einen schriftlichen Vertrag aufzusetzen, auszuarbeiten und auszudrucken. Die Vertragspartner sparen auf diese Weise Zeit und Kosten ein.
- Unabhängig: Dezentral ausgeführte Smart Contracts können Instanzen wie Behörden, Banken oder Versicherungsunternehmen ersetzen. Weil die unveränderliche Blockchain den Vertrag verifiziert, gilt der Grundsatz, dass der Programmcode die Regeln bestimmt. Einzig der Code des Vertrags entscheidet, ob die Bedingungen wie vereinbart erfüllt sind oder ob nicht.
Ein weiterer Vorteil ist, dass Kryptowährungen in Smart Contracts eingefügt werden können. In diesem Fall kann die Vertragserfüllung unmittelbar in einer Kryptowährung beglichen werden.
Bei einem Kaufvertrag über ein Motorrad könnte die Wenn-Dann-Abfolge im Smart Contract dafür sorgen, dass der Verkäufer automatisch eine Zahlung in zum Beispiel ETH vom Käufer bekommt. Allerdings ist das Einbinden von Kryptowährungen lediglich eine Möglichkeit und keine Pflicht.
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Was sind die Nachteile von Smart Contracts?
Smart Contracts sind relativ neu und ihr Konzept ist noch nicht ganz ausgereift. Eine Problematik kann sich durch fehlerhafte Programmcodes ergeben. Weil die Informationen auf der Blockchain unveränderlich sind, können auch Fehler innerhalb der Codes nicht mehr korrigiert werden.
Neben Fehlern sind außerdem eingebettete Hintertüren im Programmcode denkbar. Wie verlässlich ein digitaler Vertrag auf Basis einer Blockchain ist, hängt demnach davon ab, wer ihn programmiert hat.
Ein weiterer Schwachpunkt ist, dass sich die vereinbarten Vertragsbedingungen in der realen Welt ändern können. Um beim Beispiel mit dem Kaufvertrag zu bleiben: Angenommen, das Motorrad wird an den Käufer ausgeliefert. Doch es stellt sich heraus, dass das Fahrzeug beschädigt ist.
Wie reagiert der Smart Contract in diesem Fall? Bemerkt der Vertrag, dass es ein Problem gibt? Oder leistet er die Zahlung automatisch, weil der Verkäufer den Vertrag durch die Lieferung erfüllt hat?
Im geschäftlichen Bereich gehen Smart Contracts mit der Notwendigkeit einher, eine Distributed-Ledger-Technologie einzusetzen. Dafür muss entweder eine eigene Infrastruktur aufgebaut oder eine dezentrale Lösung genutzt werden. Das technische Knowhow, um solche Lösungen zu entwickeln und zu verwenden, ist derzeit aber noch nicht flächendeckend vorhanden.
Hinzu kommt, dass die Handelspartner nicht nur mit Smart Contracts einverstanden sein, sondern sich auch an die entsprechende Infrastruktur anbinden müssen. Das wiederum führt zu einem Mehraufwand und zu hohen Investitionskosten.
Private Haushalte brauchen einen Internetzugang und ein internetfähiges Endgerät, wenn sie digitale Verträge nutzen wollen. Auch das ist aber nicht immer gegeben und schränkt folglich die Anwendungsmöglichkeiten ein.
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Wo können Smart Contracts in der Praxis eingesetzt werden?
Es gibt verschiedene Bereiche, für die Smart Contracts sinnvolle und bequeme Lösungen sein können. Zu diesen Bereichen zählen Lieferketten. Auf dem Weg vom Hersteller bis zum Endkunden durchlaufen Waren etliche Stationen.
Digitale Verträge auf Basis einer Blockchain können eine gemeinsame Vertragsbasis für alle Parteien entlang der Lieferkette schaffen. Vom Produzenten über den Lieferanten und den Großhändler bis hin zum Einzelhändler und schließlich dem Kunden können alle Beteiligten in Echtzeit verfolgen, wo sich das jeweilige Produkt aktuell befindet.
Ein anderer Anwendungsbereich ist das Gesundheitswesen. Hier kann ein digitaler Vertrag die Patientendaten für den Patienten und für Ärzte und Versicherungen erfassen. Die Parteien können die Informationen bequem einsehen, wobei der Patient darüber entscheidet, welche Daten er preisgibt.
Anwendungen innerhalb einer Blockchain und Smart Contracts eröffnen außerdem die Möglichkeit, Produktfälschungen zu erkennen und zu unterbinden. Gerade im Bereich der Arzneimittel ist das ein wichtiger Punkt.
Klinische Ergebnisse und Behandlungsmethoden können über Smart Contracts ebenfalls verwaltet werden. Auch die Abrechnungen zwischen Krankenhäusern, Ärzten, Apotheken und Lieferanten im Gesundheitswesen sind über digitale Verträge schneller und einfacher möglich. Gleiches gilt für den Umgang mit elektronischen Rezepten.
Für das Finanzwesen sind Anwendungen mit der Blockchain-Technologie natürlich prädestiniert. Im Immobiliensektor wiederum können digitale Verträge sowohl Mietverhältnisse regeln als auch den Immobilienhandel vereinfachen.
Im Zusammenhang mit Lizenzvergaben bieten Smart Contracts ebenfalls eine effiziente Lösung. Ein Software-Entwickler zum Beispiel kann über den Vertrag eine Lizenz vergeben und gleichzeitig festlegen, dass sich die Software automatisch deaktiviert, wenn ein Zugriff durch Unberechtigte erfolgt.
Ein weiteres spannendes Feld eröffnet sich für Regierungen. Um beispielsweise eine Wahl durchzuführen, kann die Regierung einen digitalen Vertrag mit allen wahlberechtigten Bürgern schließen.
Während der Wähler seine Stimme ganz bequem mit einem Klick abgeben kann, kann die Regierung die Wahlbeteiligung nachvollziehen. Die Stadt Bozen in Südtirol setzt bereits seit 2017 solche Lösungen auf Basis einer Blockchain in der Kommunalverwaltung ein.
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