Wie geht es mit den Zinsen 2024/2025 weiter? 2. Teil
Die Zinssätze sind für alle interessant, die planen, Geld anzulegen oder einen Kredit aufzunehmen. Schließlich hängt es von den Zinsen ab, welche Rendite bei der Geldanlage zu erwarten ist oder wie hoch die Kosten für den Kredit werden. Aber wie stehen die Zinsen momentan und wie geht es 2024/2025 damit voraussichtlich weiter? In einem ausführlichen Ratgeber schauen wir uns die derzeitige und die künftige Zinsentwicklung an.
Dabei haben wir im 1. Teil beantwortet, wie sich die Zinsen zuletzt in Deutschland entwickelt haben und wie die Entwicklung der Leitzinsen der EZB war.
Hier ist der 2. Teil!:
Inhalt
Wovon hängen die langfristigen Zinsen ab?
Für die Entwicklung von langfristigen Zinsen wie zum Beispiel Bauzinsen spielen die Anleihemärkte eine größere Rolle als die EZB. Macht die Bank ein Angebot für eine Baufinanzierung, muss sie die Zinsentwicklung für den Zeitraum einschätzen, für den sie die Zinsen festschreibt.
Möchte der Kunde zum Beispiel eine Zinsbindung für zehn Jahre, muss die Bank beurteilen, wie sich die Zinsen in den kommenden zehn Jahren entwickeln werden. Geht sie von einem Zinsanstieg aus, muss sie dem Kunden einen Zins anbieten, der höher ist als der aktuelle Zins.
Andernfalls würde sie dem Kunden das Geld zu preiswert überlassen.
Für ihre Prognosen orientiert sich die Bank an den Anleihekursen. Die langfristigen Bundesanleihen und die Pfandbriefe sind dabei besonders wichtig. Bei Pfandbriefen handelt es sich um Wertpapiere, die Banken nutzen, um sich bei den Anlegern das Geld zu beschaffen, das sie Kreditnehmern als Baukredite leihen.
Der Bauzins, den die Bank dem Kunden anbietet, ergibt sich dann, vereinfacht erklärt, aus der Rendite der Pfandbriefe zuzüglich eines geringen Zinsaufschlags für die Dienstleistung der Bank.
Die Pfandbriefrenditen sind deshalb ein hilfreiches Instrument, um die Entwicklung der Bauzinsen abzulesen. Dabei zeigt sich auch hier ein deutlicher Zinsanstieg.
Nachdem die Pfandbriefrenditen seit 2008 stetig gesunken waren, pendelten sie sich ab dem Jahr 2000 bei Werten um null Prozent ein.
2022 stiegen die Renditen dann sprunghaft auf über drei Prozent an und sind seitdem auch auf einem Niveau zwischen drei und vier Prozent geblieben.
Die aktuellen Bauzinsen
In der ersten Hälfte des Jahres 2022 haben die Bauzinsen einen großen Sprung nach oben gemacht. Für eine Standardfinanzierung kletterten sie von rund einem Prozent auf über vier Prozent. Derzeit beträgt der Zinssatz um die 3,8 Prozent.
Standardfinanzierung meint, dass der Bankkunde seine Immobilie zu 80 Prozent finanziert, während er 20 Prozent des Kaufpreises und die Kaufnebenkosten aus eigenen Mitteln aufbringt.
Die Zinsen werden für zehn Jahre festgeschrieben.
Wie geht es nun 2024/2025 mit den Zinsen weiter?
Am 6. Juni hat die EZB die Leitzinsen zum ersten Mal seit März 2016 wieder gesenkt. Gleichzeitig hat sie klargestellt, dass sie von Sitzung zu Sitzung über die weiteren Schritte entscheiden wird. In der darauffolgenden Sitzung Mitte Juli 2024 hat die Zentralbank keine weitere Senkung oder Erhöhung vorgenommen.
Für 2024 lässt sich daraus die Prognose ableiten, dass die EZB erst einmal abwarten wird, welche Auswirkungen die Zinssenkung vom Juni haben und wie sich die Inflation in den kommenden Monaten entwickeln wird.
Es ist zu erwarten, dass es in den nächsten Sitzungen kleinere Zinsschritte von 0,25 Prozentpunkten geben wird. Von einer Serie an Zinssenkungen ist aber eher nicht auszugehen. Wahrscheinlicher ist, dass die Leitzinsen eher langsam und über einen längeren Zeitraum abgesenkt werden.
Für Verbraucher:innen heißt das, dass die kurzfristigen Zinsen tendenziell zunächst stabil bleiben und danach allmählich sinken. Die kurzfristigen Zinsen spielen für die Guthabenzinsen beim Sparbuch und beim Tagesgeld eine entscheidende Rolle.
Gleiches gilt für Festgeld mit einer eher kurzen Laufzeit von zwölf bis 36 Monaten. Bei solchen Sparprodukten werden sich die Zinsen in der zweiten Jahreshälfte 2024 vermutlich seitwärts entwickeln oder sinken.
Wer sein Geld kurz- oder mittelfristig anlegen möchte, findet deshalb derzeit wohl noch bessere Angebote, als es in ein paar Monaten der Fall sein wird.
Im Unterschied dazu wird der Zinssatz bei den Bauzinsen in aller Regel für einen längeren Zeitraum festgeschrieben. Üblich sind etwa zehn bis 15 Jahre. Bei den langfristigen Zinsen ist eine Vorhersage deutlich schwieriger. Seit 2023 haben sich die Bauzinsen nicht weiter erhöht.
Auch im Jahresverlauf 2024 sind keine großen Veränderungen zu erwarten. Ausgehend vom aktuellen Zinsniveau, werden die Schwankungen 0,5 bis ein Prozent nach oben oder unten wohl nicht übersteigen.
Im Jahr 2025 dürften die Leitzinsen weitgehend stabil bleiben oder leicht sinken. In den vergangenen Monaten näherte sich die Inflationsrate in Deutschland der Zielrate von zwei Prozent wieder an.
Um nicht übers Ziel hinauszuschießen, wird die EZB Vorsicht walten lassen. Experten gehen davon aus, dass der wichtigste Leitzins auch im Jahr 2025 kaum unter die Marke von 3,5 Prozent fallen wird.
Fazit
Für Verbraucher:innen ist die Entwicklung der Zinsen eine wichtige Grundlage für finanzielle Entscheidungen. Doch selbst für Experten ist kaum vorhersehbar, welche Zinsentscheidungen die EZB mittel- und langfristig treffen wird.
Legen wir die geldpolitischen Ziele der EZB und den angekündigten Kurs zugrunde, ist davon auszugehen, dass die Zinsen in absehbarer Zeit erst einmal weiter ansteigen werden.
Allerdings ist keine Vorhersage dazu möglich, ob die Leitzinsen jemals wieder auf das Vorkrisen-Niveau von vier bis fünf Prozent zurückkehren werden. Bauzinsen würden damit noch einmal etwas höher, bei fünf bis sechs Prozent liegen. Dadurch lässt sich auch nicht sagen, ob sich ein Bausparvertrag lohnt.
Die Hypothekenzinsen sind schon kräftig gestiegen. Den größten Teil des Zinsanstiegs dürften wir damit bereits hinter uns haben.
Wer erst in ein paar Jahren einen Baukredit braucht, kann deshalb ruhig abwarten und darauf spekulieren, dass die Zinsen bis dahin wieder niedriger sind. Jetzt einen Bausparvertrag oder ein Forward-Darlehen abzuschließen, um sich so die aktuellen Zinsen zu sichern, ist derzeit nicht notwendig.
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