Was sind ELTIFs?
ELTIFs sind keine neuen Anlageprodukte. Doch erst veränderte Regelungen haben dazu geführt, dass die Anlageform auch für private Investoren mit begrenztem Budget interessant ist. Kein Wunder, dass Anbieter seitdem kräftig die Werbetrommel rühren. Doch was sind ELTIFs überhaupt und wie funktionieren sie?
Wir klären auf!:
Inhalt
Was sind ELTIFs?
Das Kürzel ELTIFs steht für European Long-Term Investment Funds. Dahinter verbergen sich Fonds, die langfristig in Sachwerte investieren.
Zu diesen Sachwerten gehören in erster Linie:
- Wind- und Solarparks
- Infrastrukturprojekte wie Telekommunikationsnetze oder Flughäfen
- Unternehmen, die nicht börsennotiert sind; dabei handelt es sich dann um Private Equity
- Kreditfonds, also Kredite, die Fondsgesellschaften an Unternehmen vergeben
Während geschlossene ELTIFs eine Laufzeit von bis zu 30 Jahren haben können, muss der Anleger seine Anteile bei offenen ELTIFs in aller Regel mindestens 24 Monate lang halten. Die Kündigungsfrist beträgt ein Jahr. Ein Verkauf der Anteile an der Börse ist nicht möglich.
Bis zu 20 Prozent seines Vermögens darf ein ELTIF in ein einzelnes Anlageobjekt investieren. Dadurch gibt es eine gewisse Streuung, die bei mindestens fünf Objekten liegt und so das Risiko eines Totalverlustes zumindest etwas senkt.
In der Praxis investieren die meisten ELTIFs zwar in deutlich mehr als fünf Anlageobjekte. Trotzdem sind sie von der Streuung eines ETF (Exchange Traded Funds), also eines börsengehandelten Indexfonds, sehr weit entfernt.
Was hat sich durch die neuen Regelungen geändert?
Vorher war es so, dass Anleger für ein Investment in ELTIFs mindestens 10.000 Euro anlegen und nachweislich ein Vermögen von mindestens 100.000 Euro besitzen mussten. Durch diese hohen Zugangshürden kamen ELTIFs für viele Kleinanleger nicht infrage.
Das hat sich durch eine neue EU-Verordnung geändert. Die Verordnung gilt seit Januar 2024 und führte im Wesentlichen zu diesen neuen Regelungen:
- Es gibt keine Mindestanlagesumme mehr.
- Anleger müssen ihr Vermögen nicht mehr nachweisen.
- Fondsmanager können die einzelnen Anlageobjekte flexibler gewichten.
Die Änderungen sollen ELTIFs attraktiver machen und mehr Anlegern Zugang dazu eröffnen.
Mit den Neuregelungen werden ELTIFs auch stärker beworben. Die Anbieter betonen, dass sich Anleger bereits mit kleineren Beträgen an nicht börsennotierten Unternehmen, der Infrastruktur und Kreditfonds beteiligen können.
Außerdem stellen sie in Aussicht, dass Anleger mit ihren Investments in ELTIFs die Energiewende fördern oder wichtige Infrastrukturprojekte voranbringen und sich gleichzeitig attraktive Renditen sichern können.
Manche Anbieter gehen sogar so weit, dass sie ELTIFs als die neuen ETFs anpreisen und die Chance auf zweistellige Renditen versprechen. Allerdings sollte jedem Anleger klar sein, dass auch die Risiken umso höher sind, je höher die möglichen Renditen sind.
Was sollten Anleger bedenken?
Als Anlageform klingen ELTIFs durchaus verlockend. Vor einem Investment sollten sich Anleger aber sehr genau über das Finanzprodukt informieren und die Vor- und Nachteile abwägen:
Bei ELTIFs handelt es sich um langfristige Investitionen in Sachwerte.
Die Laufzeiten von geschlossenen ELTIFs betragen bis zu 30 Jahre. Bei offenen ELTIFs gibt es solche Obergrenzen nicht.
Ein ELTIF kann bis zu 20 Prozent des Kapitals in eine einzige Anlage investieren. Dadurch entsteht zwar eine gewisse Risikostreuung. Sie ist aber längst nicht so ausgeprägt wie bei einem ETF, der in Hunderte von Unternehmen investiert.
Der Anleger kann seine Anteile zwar zum Teil vorzeitig wieder zurückgeben. Allerdings gelten dabei unterschiedliche Bedingungen. So sind zum Beispiel Haltefristen und lange Kündigungsfristen üblich. Wichtig ist deshalb, genau zu prüfen, wie lange das Geld festgelegt ist.
Weil ELTIFs in nicht börsennotierte Unternehmen investieren, ist ein Verkauf an der Börse nicht möglich. Trotzdem braucht der Anleger ein Depot.
Ratsam ist, einen sorgfältigen Blick auf die Kosten zu werfen. Privatanleger bezahlen mitunter einen Ausgabeaufschlag von bis zu fünf Prozent und zusätzlich dazu manchmal auch noch eine Erfolgsgebühr. Erfahrungsgemäß sind vor allem Dachfonds oft besonders teuer.
Die Renditeziele bei einem ELTIF sind nicht garantiert. Es handelt sich lediglich um Erwartungen, aber nicht um verbindliche Zusagen wie zum Beispiel die vereinbarte Verzinsung bei Festgeld.
Für wen eignen sich ELTIFs?
Insgesamt sind ELTIFs hauptsächlich für institutionelle und professionelle Anleger interessant. Für unerfahrene Privatanleger sind sie weniger geeignet. Denn zum einen ist Fachwissen notwendig.
Wer sich an Unternehmen beteiligen möchte, sollte die Erfolgsaussichten realistisch einschätzen können. Gerade in frühen Phasen sind solche Vorhersagen aber nur schwer möglich.
Mit ELTIFs sind hohe Renditen zu erzielen. Doch auch die Risiken sind entsprechend hoch. Eine vergleichbar breite Streuung wie bei ETFs gibt es bei ELTIFs nicht. Für Privatanleger mit wenig Erfahrung ist aber gerade eine möglichst breite Streuung wichtig, um die Verlustrisiken so gering wie möglich zu halten.
Obwohl die EU-Verordnung den Zugang zu ELTIFs erleichtert, sollten Privatanleger gut überlegen, ob diese Anlageform wirklich zum eigenen Wissens- und Risikoprofil passt.
Wer sich für ein Investment entscheidet, sollte es bei fünf, maximal zehn Prozent des Gesamtvermögens belassen.
Als ein Element in einem breiten Portfolio sollte zudem nur Kapital investiert werden, das mittelfristig nicht benötigt wird und dessen Verlust zu verkraften wäre, ohne die ganze Finanzplanung zu gefährden.
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